Fünf Fragen an Dr. Felix Blei

Dr. Felix Blei ist Biologe, Spezialist für Wirkstoffanalysen und Gründer von miraculix – einem Labor, das moderne, wissenschaftlich fundierte Testverfahren für psychoaktive Substanzen entwickelt. Mit seinem Team setzt er sich für sichere und transparente Analysemethoden ein und hilft Cannabis Social Clubs (CSCs) dabei, ihre Produkte rechtssicher und kontrolliert abzugeben.

Fünf Fragen an Dr. Felix Blei von miraculix

Viele Anbauvereinigungen stehen noch vor der Herausforderung, klare Prozesse für Cannabis Tests und Qualitätskontrollen zu etablieren. Die rechtlichen Anforderungen sind komplex, und oft fehlt es an einfachen, zuverlässigen Lösungen. Dr. Felix Blei und sein Team bei miraculix setzen genau hier an: Mit innovativen Labortests für Anbauvereinigungen, die wissenschaftliche Präzision mit praxisnaher Anwendung verbinden. Warum das so wichtig ist, welche Fallstricke es gibt und was Clubs jetzt unbedingt beachten sollten – darüber spricht Felix im Interview.

Cannanas: Felix, kannst du uns etwas über deinen wissenschaftlichen Hintergrund und die Entstehungsgeschichte von miraculix erzählen? Was hat dich dazu bewegt, dich mit der Analyse von psychoaktiven Substanzen zu beschäftigen?

Felix: Also, bei mir ging das quasi schon im Studium los. Ich habe Biologie studiert und mich später auf Mikrobiologie spezialisiert, mit viel Interesse für Pilze. Auf einer Pilzexkursion, bei der ich auf einer Kuhwiese eine größere Anzahl psychoaktiver Pilze, namens spitzkegeliger Kahlkopf, finden konnte, hat sich dann das Ganze für mich etabliert. Ein Professor – Professor Hoffmeister – bat mich nach dieser Exkursion in sein Büro und fragte, ob ich nicht Bock hätte, in meiner Doktorarbeit die Biosynthese des psychoaktiven Wirkstoffs in den Pilzen aufzuklären. Dabei stellte sich heraus, dass es bis dahin völlig unaufgeklärt war, wie der Wirkstoff produziert wird. Ich habe in diesen Pilzen auch viele weitere tolle Substanzen entdeckt, die zur Gesamtwirkung beitragen – ähnlich wie bei Cannabis. Diese intensive Auseinandersetzung weckte in mir das Interesse, einen Schnelltest zu entwickeln, der ähnlich wie ein pH-Test über eine Farbskala den Wirkstoffgehalt anzeigt. Mit einem Gründerstipendium konnte ich diesen Ansatz weiterverfolgen, die Tests in meiner alten Arbeitsgruppe an der Uni Jena entwickeln und so schlussendlich miraculix, zusammen mit Roxana und Frank im April 2021 aus der Universität ausgründen. Neben den Schnelltests bieten wir seit jeher auch Drug-Checking an – als deutschlandweit erstes Drugchecking Pilotprojekt zusammen mit der Suchthilfe in Thüringen.

Cannanas: miraculix bietet viele verschiedene Testmethoden an, auch für Cannabis. Kannst du uns etwas über die unterschiedlichen Testmethoden erzählen? Was ist HPLC-DAD?

Felix: Unsere Testverfahren sind breit gefächert. Prinzipiell liegt der Schwerpunkt auf der Gehaltsbestimmung von THC und CBD – das aber ist nur der erste Part. Das Analyseverfahren der Wahl ist die HPLC-DAD, also Hochleistungsflüssigkeitschromatographie mit Diode-Array-Detektion. Man kann sich das vorstellen wie ein Experiment aus der Kindheit: Du gibst ein farbiges Gemisch auf Filterpapier, das durch die Auftrennung aufgelöst wird. Bei uns werden aus einem größeren Batch Cannabisblüten – beispielsweise von einem Kilo homogenisiertes Pflanzenmaterial fünf Gramm Blütenmaterial benötigt, um den Cannabinoid Gehalt für den ganzen Batch sicher zu bestimmen.

Über die Säule in der HPLC werden die einzelnen Cannabinoide getrennt und mittels eines Detektors anhand von Referenzstandards identifiziert und quantifiziert. Damit können wir nicht nur THC und CBD, sondern auch viele andere Cannabinoide untersuchen. Neben der HPLC-DAD setzen wir auch die GC-MS ein, um beispielsweise Terpene und andere wertvolle Metabolite zu analysieren.

Cannanas: Wie sieht ein typischer Testprozess für eine Cannabis-Probe aus? Welche Werte sollten CSCs regelmäßig prüfen, um eine sichere Abgabe zu gewährleisten? Was unterscheidet miraculix von anderen Laboren?

Felix: Ein typischer Prozess läuft folgendermaßen ab: Man nimmt aus der gesamten Charge einer Sorte 0,5 % des Gewichts als Probenmaterial, also von einem Kilo Pflanzenmaterial, werden fünf Gramm abgabefähiges Produkt entnommen – zufällig ausgewählt, sodass ein repräsentativer Durchschnittswert entsteht – homogenisiert es und analysiert dann den Wirkstoffgehalt.

Wir messen nicht nur die geforderten Werte wie THC und CBD, sondern auch eine Vielzahl weiterer Cannabinoide immer in einer Doppelbestimmung und mit Wassergehalt, aber zum Preis einer regulären Analyse (nach ISO 17025). Zusätzlich bieten wir ein erweitertes Analyseangebot: Die GC-MS ermöglicht es uns, Terpene (also Geruchsstoffe mit vermutlich medizinischen Wirkungen) zu bestimmen und damit wichtige Rückschlüsse auf den sogenannten Entourage-Effekt zu ziehen.

Weiterhin testen wir auf Schwermetalle, Mykotoxine (also Schimmelpilzgifte) und führen mikrobiologische Untersuchungen durch – gerade auch für Social Clubs in Bayern oder Thüringen, wo das gesetzlich gefordert ist.

Besonders hervorzuheben ist unser Probennahmekonzept: CSCs können eine Abholung ihrer Probe bis 15 Uhr buchen, wir holen die Probe innerhalb eines zwei Stunden Zeitfensters am nächsten Tag bereits ab und liefern Ergebnisse meist innerhalb von fünf Werktagen. Unsere Doppelbestimmung nach ISO 17025 und ISO 9001 sorgt für zertifizierte Genauigkeit – alles zum gleichen Preis wie eine normale HPLC-Bestimmung. Wir legen großen Wert auf Erreichbarkeit und eine einfache Kommunikation. Gerade zu Beginn machen wir es CSCs möglich, alle Fragen und Unsicherheiten schnell zu klären. Wir sind Ansprechpartner auf Augenhöhe aus der Community. Dies kombiniert mit einer sehr geringen Probenmenge und langjähriger Erfahrung im Drug Checking macht uns einzigartig.

Cannanas: Welche Herausforderungen oder Chancen siehst du aktuell in der Analytik von Cannabis in Deutschland, insbesondere für Social Clubs? Gibt es regulatorische Hürden oder technische Schwierigkeiten?

Felix: Die Analytik in Deutschland steht vor einigen besonderen Herausforderungen. Zum einen sind viele Testverfahren ursprünglich für den medizinischen Markt konzipiert, während bei Konsum- oder Social-Club-Anwendungen häufig andere Anforderungen gelten – etwa, dass bei der Verbrennung gewisse Werte (wie mikrobiologische Belastungen) weniger relevant sind als bei essbaren Produkten.

Für Social Clubs ist es häufig schwierig, ein verlässliches manipulationssicheres Konzept zu etablieren, vor allem wenn es um den Versand von Proben geht. Unsere Lösung war es, ein Abholkonzept zu entwickeln, bei dem die Proben direkt von uns abgeholt werden, was sämtliche regulatorische Anforderungen erfüllt.

Zudem ist es in Deutschland momentan so, dass bestimmte Parameter – wie auch die Prüfung auf Schwermetalle, Mykotoxine und mikrobiologische Belastung – stichprobenartig gefordert sind. Dies kann für die Clubs eine finanzielle Belastung darstellen, weshalb wir neben der gesetzlichen Vorgabe auch persönliche Empfehlungen zur Auswahl der Analysen abgeben.

Auf der anderen Seite bieten diese Herausforderungen auch Chancen: Es entsteht ein Bedarf an neutraler, wissenschaftlich fundierter Analytik, die auf die Bedürfnisse der CSCs zugeschnitten ist – eine Marktlücke, die miraculix zu füllen versucht.

Cannanas: Wie bereitet sich miraculix auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Cannabis Social Clubs in Deutschland vor? Kannst du uns bereits einen Ausblick auf neue Entwicklungen oder geplante Projekte geben?

Felix: Wir stehen am Anfang einer spannenden Entwicklung: Der erste deutsche Konsum-Cannabis-Cup ist in Planung, bei dem alle Vereine die Möglichkeit haben, kostenlos eine Probe abholen und analysieren zu lassen. In einem definierten Zeitraum werden die Proben analysiert und in mehreren Kategorien – etwa höchster THC-Gehalt, bestes medizinisches Gras, Minor Cannabinoide und nach sensorischen und olfaktorischen Profilen – bewertet.

Parallel arbeiten wir immer an der Weiterentwicklung unserer Analysekonzepte. Hierbei geht es um Themen wie die manipulationssichere Datenübertragung und eine direkte Anbindung an die Labore. Wir wollen den Clubs ein Rundum-sorglos-Paket bieten, das die Testprozesse standardisiert und nachvollziehbar macht.

Außerdem ist im Hintergrund auch die Evaluation unserer Analysen in Zusammenhang mit den erlebten Erfahrungen in Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen im Aufbau. Durch unsere Kooperationen – etwa mit der psychedelic substance Forschungsgruppe der Berliner Charité – hoffen wir, zukünftig noch mehr wissenschaftliche Daten zur Verfügung zu stellen, und endlich mal anhand der von uns analysierten Wirkstoffe klären zu können warum manche Cannabissorten eher aufputschend, sedierend oder hybride Wirkungen aufweisen, und damit auch der politischen Lobbyarbeit Gewicht zu verleihen. Sprich, eine wissenschaftlich fundierte Basis für Konsumentscheidungen zu liefern.

Zusammengefasst: Wir möchten durch präzise, zertifizierte Analysen und innovative Testprozesse nicht nur die Sicherheit der CSCs erhöhen, sondern auch einen Beitrag zur Aufklärung und zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Branche leisten.

Cannanas: Vielen Dank für die spannenden Einblicke! Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und wünschen euch viel Erfolg für die Zukunft!

Felix: Danke und bis bald!

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