Fünf Fragen an Dominik De Marco

Dominik De Marco ist ein engagierter Politiker und Aktivist aus Dortmund. Als direkt gewähltes SPD-Ratsmitglied setzt er sich leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit und eine progressive Drogenpolitik ein. Sein politischer Weg begann in der Gewerkschaftsarbeit, wo er früh lernte, sich für die Interessen der Menschen stark zu machen.

Dominik De Marco

Neben seinem politischen Engagement ist Dominik Mitbegründer und Vorsitzender des Cannabis Social Club Dortmund e.V. (CSC Dortmund). Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Zuge der Cannabislegalisierung für sichere Anbaubedingungen, effektive Suchtprävention und konsequenten Jugendschutz zu sorgen.

Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet Dominik eng mit einem interdisziplinären Team aus Expert:innen zusammen. Gemeinsam entwickeln sie hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards für einen verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis. Dominik De Marco und der CSC Dortmund setzen sich intensiv für eine progressive und zugleich verantwortungsvolle Cannabispolitik ein.

Im folgenden Interview gibt Dominik De Marco spannende Einblicke in seine Arbeit als Kommunalpolitiker und Vorsitzender des Cannabis Social Clubs. Er spricht über die Herausforderungen und Chancen der Legalisierung und seine Vision für eine aufgeklärte Cannabispolitik, die Jugendschutz, Prävention und Selbstbestimmung in Einklang bringt.

Cannanas: Dominik, als junges Gesicht in der SPD und direkt gewähltes Ratsmitglied in Dortmund hast du bereits viele Veränderungen angestoßen. Was hat dich motiviert, in die Politik zu gehen und neben deiner politischen Arbeit auch den Cannabis Social Club Dortmund zu gründen?

Dominik De Marco: Mein Weg in die Politik begann mit jahrelangem ehrenamtlichem Engagement. In der Gewerkschaft lernte ich dann Menschen kennen, die sich zur Sozialdemokratie bekannten und mit denen ich menschlich am besten harmonierte. Ein wichtiger Faktor für mich war zudem die Diskussion um die Cannabislegalisierung. Seit meinem Eintritt in die SPD 2016 wollte ich mich dafür einsetzen, um Suchtprävention zu fördern und Abhängige zu entkriminalisieren.

Politisch kam ich mit dem Thema Cannabis in Berührung, als ich merkte, wie kontrovers die Debatte um die Legalisierung immer wieder geführt wurde - oft mit wenig fundierten Argumenten auf Seiten der Gegner:innen. Ich fand, dass gerade die Sozialdemokrat:innen hier eine Vorreiterrolle einnehmen sollten.

2016, im Jahr meines Parteieintritts, lernte ich meinen Genossen Jan Ingenspiep aus Duisburg-Marxloh kennen, der damals die Kampagne „Sozis für die Cannabislegalisierung“ ins Leben gerufen hatte. Unterstützt von prominenten SPD-Mitgliedern führte die Kampagne 2018 zu einem Beschluss der Bundestagsfraktion für die Legalisierung. Das bestärkte mich darin, dass die SPD auf dem richtigen Weg ist, auch wenn das Thema gesellschaftlich weiterhin polarisiert.

Um die Legalisierung aktiv mitzugestalten und gleichzeitig für einen verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis einzutreten, habe ich schließlich den Cannabis Social Club Dortmund mitbegründet. Unser Ziel ist es, Anbau und Konsum von Cannabis in einem kontrollierten und sicheren Umfeld für unsere Mitglieder zu ermöglichen - mit Fokus auf Jugendschutz, Suchtprävention und Qualitätskontrolle. So möchten wir gemeinsam als Verein dazu beitragen, Cannabis aus der Schmuddelecke zu holen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.

Cannanas: Die Legalisierung von Cannabis bringt viele neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen mit sich. Welche politischen Maßnahmen und Strategien hältst du für besonders wichtig, um eine erfolgreiche und verantwortungsbewusste Implementierung der Legalisierung in Dortmund sicherzustellen?

Dominik De Marco: Für eine erfolgreiche Umsetzung der Cannabis-Legalisierung ist es entscheidend, dass die Behörden verantwortungsvoll und nicht willkürlich handeln. Leider gibt es in einigen Bundesländern, wie beispielsweise Bayern, Bestrebungen einzelner Kommunen, die Ansiedlung von Cannabis Social Clubs (CSCs) durch den gezielten Bau von Spielplätzen in deren Nähe zu erschweren. Solche Maßnahmen sind kontraproduktiv und zeugen von einer rückwärtsgewandten Haltung. Die bisherige Drogenpolitik in Deutschland ist nachweislich gescheitert - nur durch eine regulierte Abgabe können wir nachhaltig Gesundheits- und Jugendschutz gewährleisten.

Eine enge Kooperation mit den Behörden ist daher von zentraler Bedeutung. Als Ratsmitglied setze ich auf Transparenz und Vernunft im Umgang mit der Legalisierung. Es muss deutlich werden, dass es uns nicht darum geht, Cannabis als Partydroge zu etablieren, sondern einen sicheren Zugang und effektive Prävention zu ermöglichen.

Dabei spielen die CSCs eine Schlüsselrolle. Sie sollten von Beginn an aktiv in die Präventionsarbeit eingebunden werden und staatliche Unterstützung erhalten. Ein einzelnes Mitglied mit der Aufgabe eines/einer Präventionsbeauftragte:n pro Club zu betrauen, wie gesetzlich vorgeschrieben, reicht meiner Meinung nach überhaupt nicht aus. Deshalb haben wir in unserem Verein weitere Präventionsbeauftragte benannt.

Sinnvoll wäre es zudem, wenn das Bundesgesundheitsministerium Fördermittel bereitstellt, um die Präventionsarbeit in den Clubs gezielt zu unterstützen. Nur durch eine enge Verzahnung von CSCs, Behörden und Suchtberatungsstellen können wir eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Implementierung der Cannabis-Legalisierung vor Ort sicherstellen.

Cannanas: Als einer der Gründer:innen des CSC Dortmund stehst du vor der Aufgabe, die Qualität und Sicherheit des Anbaus und Konsums von Cannabis zu gewährleisten. Welche konkreten Schritte plant ihr, um diese Standards zu setzen und einzuhalten? Und welche Hürden musstet ihr bisher überwinden?

Dominik De Marco: Die Gründung des Vereins an sich verlief relativ reibungslos. Mit einem strukturierten Vorgehen und einem engagierten Team konnten wir die nötigen Formalitäten wie Satzung und Eintragung zügig abarbeiten. Die eigentliche Herausforderung besteht nun darin, die gesetzlichen Vorgaben für den Betrieb eines CSC zu erfüllen.

Eine der größten Hürden ist aktuell die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, die den Anforderungen wie der 200-Meter-Abstandsregelung zu Schulen und Kindergärten entsprechen. Zudem bereiten wir uns intensiv auf den Antrag für die Anbaugenehmigung vor. Hier warten wir noch auf klarere Vorgaben der Behörden, denn obwohl das Gesetz zum 1. Juli in Kraft treten soll, wurde in NRW bisher noch keine zuständige Stelle benannt. Diese Planungsunsicherheit erschwert natürlich die Umsetzung unserer Qualitäts- und Sicherheitsstandards.

Sobald wir grünes Licht haben, setzen wir auf ein mehrstufiges Konzept: Erstens arbeiten wir eng mit Sicherheitsexpert:innen zusammen, um unsere Anlagen optimal zu schützen. Zweitens legen wir großen Wert auf Aufklärung und Prävention. Durch Schulungen und Seminare wollen wir sicherstellen, dass alle Beteiligten die nötigen Kenntnisse über Anbau und risikoarmen Konsum haben. Drittens führen wir mit allen potenziellen Mitgliedern persönliche Gespräche. Dabei geht es uns nicht nur darum, uns kennenzulernen, sondern auch einzuschätzen, ob eine Mitgliedschaft für die Person wirklich sinnvoll ist. Wir achten sehr darauf, ein Vereinsklima zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen. Diskriminierung und rechtsextreme Tendenzen haben bei uns keinen Platz.

Unser Ziel ist es, mit dem CSC Dortmund zu zeigen, dass eine legale und verantwortungsvolle Abgabe von Cannabis möglich ist - mit höchsten Standards bei Jugendschutz, Prävention und Qualitätskontrolle. Dafür nehmen wir die Hürden der Anfangsphase gerne in Kauf.

Cannanas: Ein wichtiger Aspekt eurer Arbeit ist die Aufklärung und Prävention. Wie integriert der CSC Dortmund wissenschaftlich fundierte Ansätze in seine Bildungsprogramme, und wie erreicht ihr damit die verschiedenen Zielgruppen?

Dominik De Marco: Aufklärung und Prävention sind in der Tat zentrale Säulen unserer Arbeit im Verein. Um sicherzustellen, dass unsere Bildungsprogramme stets auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand sind, pflegen wir enge Kooperationen mit Expert:innen aus den Bereichen Gesundheit, Suchtprävention und Pädagogik. Unsere Präventionsbeauftragten durchlaufen darüber hinaus spezielle Schulungen und sollen regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen, um ihr Fachwissen zu vertiefen und neue Erkenntnisse in unsere Arbeit einfließen zu lassen.

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wollen wir auf einen multimedialen Ansatz setzen. Einerseits wollen wir zielgruppenspezifische Workshops und Informationsveranstaltungen anbieten, die auf die Bedürfnisse und Hintergründe verschiedener Altersgruppen zugeschnitten sind. Andererseits wollen wir die Reichweite sozialer Medien und unserer Website nutzen, um aktuelle Informationen und wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Thema Cannabis allgemeinverständlich aufzubereiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Das Ziel ist, möglichst viele Menschen unabhängig von Alter oder Herkunft für einen verantwortungsvollen und risikoarmen Umgang mit Cannabis zu sensibilisieren. Dabei legen wir großen Wert auf eine sachliche, evidenzbasierte Aufklärung, die frei von Stigmatisierung ist. Nur wenn wir offen und ehrlich über Chancen und Risiken des Cannabiskonsums sprechen, können wir als Gesellschaft einen aufgeklärten Umgang mit der Substanz finden und negativen Folgen wirkungsvoll vorbeugen.

Durch die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis, gepaart mit kreativen Ansätzen der Wissensvermittlung, wollen wir als CSC einen Beitrag dazu leisten, die öffentliche Debatte rund um die Cannabislegalisierung zu versachlichen und mit fundierten Informationen zu bereichern. So ebnen wir im Idealfall den Weg für eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Cannabispolitik in Deutschland.

Cannanas: Wie siehst du die langfristige Rolle des CSC Dortmund in der deutschen Cannabispolitik und welche Visionen hast du für die zukünftige Entwicklung der Cannabis-Community in Deutschland?

Dominik De Marco: Meine Vision für die Zukunft der Cannabispolitik in Deutschland ist es, das Genossenschaftsmodell in Form von Vereinen und Genossenschaften als tragende Säule zu etablieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Abgabe von Cannabis in den Händen der Community bleiben sollte, anstatt einer Kommerzialisierung zu verfallen. Nur so können wir gewährleisten, dass Qualitätssicherung und Prävention wirklich an erster Stelle stehen.

Eine Kommerzialisierung des Cannabismarktes birgt die Gefahr, dass Jugendschutz und Produktqualität zugunsten von Profitinteressen in den Hintergrund rücken. Das oberste Ziel der Legalisierung muss jedoch sein, die Gesundheit der Konsumenten zu schützen und Suchtprävention zu stärken. Ich appelliere daher an die Politik, dies zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Langfristig sehe ich unseren Verein als Impulsgeber in der deutschen Cannabispolitik. Wir möchten beispielhaft aufzeigen, wie ein verantwortungsvoller und regulierter Umgang mit Cannabis in der Praxis funktionieren kann. Meine Vision ist eine starke, positive Cannabiskultur, die sich aktiv in die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen einbringt und konsequent für die Rechte und Interessen der Konsument:innen eintritt.

Dafür braucht es einen engen Austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen CSCs, Behörden, Suchthilfeeinrichtungen und politischen Entscheidungsträger:innen. Nur im Dialog und mit gebündelter Expertise können wir eine zukunftsfähige Cannabispolitik gestalten, die Jugendschutz, Prävention, Aufklärung und Eigenverantwortung in Einklang bringt.

Unser Verein wird sich auch künftig mit ganzer Kraft dafür einsetzen, das Stigma zu überwinden, das Cannabis noch immer anhaftet. Durch sachliche Information und Aufklärung wollen wir in der Gesellschaft ein differenziertes Bild von Cannabis und seinen Konsument:innen zeichnen. Es ist hierbei nicht ganz unwesentlich, Vorurteile abzubauen und den Weg für einen offenen, vorurteilsfreien Diskurs zu ebnen.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Deutschland auf einem guten Weg sind und die Cannabispolitik in den kommenden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen wird. Wir werden diesen Prozess nach Kräften mitgestalten und vorantreiben.

Cannanas: Hast du abschließend noch etwas, das du den Leser:innen mit auf den Weg geben möchtest?

Dominik De Marco: Jetzt, wo die Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland Realität ist, ist es wichtiger denn je, dass wir alle Verantwortung zeigen und mit Bedacht konsumieren. Nur wenn wir als Community mit gutem Beispiel vorangehen, können wir auch die letzten Skeptiker:innen überzeugen.

Konsumiert daher bitte nicht überall, nur weil es jetzt erlaubt ist. Zeigt Respekt und Rücksicht im öffentlichen Raum. Seid darüber hinaus vorsichtig, wenn ihr einem Cannabis Social Club beitretet. Leider gibt es im Moment einige schwarze Schafe, die aus der aktuellen Goldgräber-Stimmung Profit schlagen wollen. Informiert euch genau, wofür ein Club steht, ob er im Vereinsregister eingetragen ist, ein aussagekräftiges Impressum hat und ob er seriös arbeitet.

Mein größter Wunsch ist es, dass wir die Legalisierung als Chance begreifen, mit alten Stigmata und Vorurteilen aufzuräumen. Nur gemeinsam können wir eine Kultur des verantwortungsvollen Konsums etablieren, die von Achtsamkeit, Mäßigung und gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Wenn wir das schaffen, hat die Legalisierung das Potenzial, nicht nur den Schwarzmarkt auszutrocknen und den Jugendschutz zu stärken, sondern auch das gesellschaftliche Klima zum Positiven zu verändern. Cannabis-Konsument:innen müssen sich nicht länger verstecken oder rechtfertigen. Stattdessen können wir selbstbewusst und offen dafür eintreten, dass ein maßvoller Konsum mit einem gesunden, erfüllten Leben vereinbar ist - wenn man es richtig angeht.

In diesem Sinne hoffe ich, dass die Legalisierung in Deutschland auch eine Signalwirkung für andere Länder entfaltet. Mit einem progressiven, aber gleichzeitig durchdachten Regulierungsmodell können wir zeigen, dass es einen besseren Weg gibt als Prohibition und Kriminalisierung.

Cannanas: Vielen Dank für deine Zeit!

Dominik De Marco: Danke euch!

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