Fünf Fragen an Michaela Haneburger

Michaela Haneburger bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Gebäudereinigung sowie ein großes Interesse an Suchtprävention und Hygiene in ihre Arbeit ein.

Michaela Haneburger

Durch den engen Kontakt mit Kolleg:innen, die unter Arbeitsdruck litten, hat Michaela sich intensiv weitergebildet, darunter ein Jahr Psychologie (TA) und eine Weiterbildung zur staatlich geprüften Desinfektorin. Ihre empathische und sorgfältige Herangehensweise zeichnet ihre Arbeit im Cannabis Social Club Holy Green Paradise aus. Sie legt großen Wert auf persönliche Kontakte und regelmäßige Treffen, um Mitglieder zu unterstützen und problematischen Konsum frühzeitig zu erkennen. Während der Corona-Pandemie setzte sie sich für höhere Hygienestandards ein. Ihre Vision ist eine verantwortungsvolle, hygienische Legalisierung von Cannabis in Deutschland, mit Schwerpunkt auf Prävention.

Cannanas: Michaela, du bringst ein breites Spektrum an Erfahrungen in unsere junge entkriminalisierte Branche. Was hat dich ursprünglich dazu bewegt, dich in der Suchtprävention und im Bereich der Hygiene zu engagieren? Wie hat dich dein Weg letztendlich zu "Holy Green Paradise" geführt? Erzähl uns gerne auch mehr über deinen beruflichen Hintergrund und wie dein Interesse an diesen Themen entstanden ist.

Michaela: Ich komme ursprünglich aus der Gebäudereinigung, einem Beruf, den ich seit über 20 Jahren ausübe. In diesem Umfeld habe ich immer wieder erlebt, wie groß der Druck auf die Mitarbeiter ist und welche Rolle das Thema Sucht dabei spielt. Viele Kolleg:innen haben nach Hilfe gesucht, da sie sich mit dem Thema nicht auskannten. Das hat mich dazu bewegt, mich intensiver mit Suchtprävention zu beschäftigen. Es wurde mir klar, dass in diesem Bereich nicht genug gemacht wird, und ich wollte das ändern. Außerdem habe ich ein Jahr Psychologie (TA) in Abendstunden gemacht, was mir half, ein besseres Verständnis für Menschen und ihre Probleme zu bekommen. Dadurch habe ich eine Antenne dafür entwickelt, wie Menschen sprechen und sich verhalten, und kann so besser erkennen, wer Hilfe benötigt.

Das Interesse für das Thema Hygiene kam in mein Leben durch zwei besondere Menschen, die Hygiene fast schon hypen und mich damit angesteckt haben. Besonders in der Gebäudereinigung und später in der Betreuung von Kliniken habe ich erkannt, wie wichtig Hygiene ist. Mein erstes Klinikum, das ich betreuen durfte, hat mir die Augen geöffnet. Ich habe begonnen, mich intensiv mit Hygiene zu beschäftigen, indem ich Hygienefachkräfte befragt und mir Kliniken in Holland angeschaut habe, die uns in Deutschland oft einen Schritt voraus sind. Schließlich habe ich mich weitergebildet, zunächst als Desinfektorin und später als staatlich geprüfte Desinfektorin, was mir ein tiefes Verständnis für die notwendigen Hygienestandards vermittelt hat.

Mein beruflicher Hintergrund und meine persönlichen Erfahrungen haben mich dazu gebracht, mich intensiv mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Der Weg zu "Holy Green Paradise" führte über mein Engagement in diesen Bereichen und das Kennenlernen von Willi Erling, der eine ähnliche Vision (Thema Prävention) hat. Besonders während der Corona-Pandemie wurde mir klar, wie wichtig diese Themen sind. Ich habe Kliniken und Pflegeheime in ganz Deutschland betreut und war oft erschrocken über den mangelnden Hygienestandard. Gemeinsam mit Willi möchten wir das Bewusstsein für Hygiene und Suchtprävention in unserer Gesellschaft stärken und dafür sorgen, dass diese Themen mehr Beachtung finden.

Ich sehe die Legalisierung von Cannabis als eine große Chance, allerdings bin ich besorgt, dass viele Menschen, die jetzt in diesen Bereich einsteigen, nicht die nötigen Kenntnisse und Respekt für das Thema Hygiene mitbringen. Es geht nicht nur darum, ein Produkt anzubauen und weiterzugeben, sondern auch darum, sicherzustellen, dass dieses Produkt sauber und sicher ist. Dabei müssen das Produkt sowie auch die Mitarbeiter:innen geschützt werden. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen sich dieser Verantwortung bewusstwerden und dass die Politik und die Öffentlichkeit mehr Unterstützung bieten, um dies zu gewährleisten. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Öffentlichkeit aufzuklären und sicherzustellen, dass die Legalisierung von Cannabis in Deutschland verantwortungsvoll und hygienisch umgesetzt wird.

Cannanas: Ein Cannabis Social Club hat ja bis zu 500 Mitglieder. Wie behält man da den Überblick über problematischen Konsum und wie gehst du auf Mitglieder zu, die möglicherweise Unterstützung brauchen?

Michaela: Ja, also den Überblick behalten, bei 500 Mitgliedern kann man auf zwei Arten. Einmal digital, wo die Cannanas App uns sehr unterstützt. Auf der anderen Seite ist es der persönliche Kontakt. Wir haben monatlich Versammlungen, die wir bewusst persönlich abhalten. Natürlich könnte man sagen, dass man seit Corona alles über Videocalls machen kann, aber ich finde es wichtig, dass die Mitglieder die Möglichkeit haben, mich persönlich zu treffen und dass ich sie kennenlernen kann. Nur so kann ich die Mitglieder wirklich kennenlernen und ein Gespür dafür entwickeln, wer möglicherweise Unterstützung braucht und Vertrauen aufbauen.

Ich würde mich freuen, wenn alle Mitglieder regelmäßig zu diesen Versammlungen kommen, um dies zu ermöglichen. Bisher ist die Beteiligung noch verhalten, aber wir rufen immer wieder dazu auf, dass die Mitglieder einfach vorbeikommen und uns persönlich kennenlernen. Durch meine 20-jährige Erfahrung in der Gebäudereinigung und Suchtprävention habe ich eine Antenne dafür entwickelt, wer Hilfe benötigt.

Es ist wichtig, die Mitglieder persönlich kennenzulernen, um Fingerspitzengefühl zu entwickeln und sensibel auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Nicht jeder kommt von sich aus auf mich zu, aber ich merke, wer Unterstützung braucht. Auf die Mitglieder zuzugehen, funktioniert nur, wenn man sie besser kennt und ein Vertrauensverhältnis aufbaut. Man kann nicht einfach direkt fragen: "Hey, ich habe gesehen, du brauchst Hilfe, lass uns darüber reden." Das funktioniert nicht. Man muss Feingefühl entwickeln und durch gezielte Fragen und Gespräche suggerieren, dass derjenige sich von selbst öffnet. Nur so kann man wirklich helfen.

Ich hoffe, dass wir durch unsere monatlichen Versammlungen und den persönlichen Kontakt eine Gemeinschaft aufbauen können, in der sich jeder wohlfühlt und Unterstützung bekommt, wenn er sie braucht.

Cannanas: Wie beginnt man überhaupt mit der Erstellung eines Konzepts für Suchtprävention oder Hygiene in einem professionellen Umfeld? Gibt es eine zentrale Frage, die dich durch diesen Prozess begleitet?

Michaela: Bei der Erstellung eines Konzepts für Suchtprävention oder Hygiene in einem professionellen Umfeld gehe ich sehr methodisch vor. Bei der Suchtprävention stelle ich mir zunächst die Frage: Was wäre, wenn ich selbst süchtig wäre? Was würde ich benötigen? Wer könnte mir helfen und wem könnte ich vertrauen? Außerdem frage ich mich, was man im Vorfeld tun kann, um eine Sucht zu verhindern. Das schließt auch die Angehörigen, Familie, Freunde und Arbeitgeber ein. Ich versetze mich in ihre Lage und überlege, welche Fragen sie stellen würden und welche Unterstützung sie brauchen könnten. Diese Überlegungen fließen in das Konzept ein, um umfassende Präventionsstrategien zu entwickeln.

Ein wichtiger Aspekt bei der Suchtprävention ist der Jugendschutz und der Gesundheitsschutz. Es geht darum, Risiken frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, bevor es zu einer Abhängigkeit kommt. Auch Arbeitgeber spielen eine wichtige Rolle. Sie müssen sensibilisiert und in der Lage sein, Anzeichen von problematischem Konsum zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Bei der Hygiene stelle ich mir zunächst die Frage: Was ist mein Endprodukt? In einem professionellen Umfeld, wie zum Beispiel in der Cannabisproduktion, ist es wichtig, sowohl die Mitarbeiter als auch die Pflanzen zu schützen. Ich beginne damit, die Arbeitsumgebung zu analysieren und zu überlegen, welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Dazu gehören Dinge wie Schutzanzüge, Handschuhe, Brillen und Hauben. Auch die persönliche Hygiene ist entscheidend. Händedesinfektion und Händewaschen sind grundlegende Maßnahmen, die strikt eingehalten werden müssen.

Ich denke auch an praktische Dinge wie Spinde für persönliche Gegenstände, Wasch- und Duschräume und die richtige Handhabung von Schutzkleidung. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter verstehen, warum diese Maßnahmen notwendig sind. Schmuck zum Beispiel darf nicht getragen werden, weil er Keime an sich tragen und übertragen kann. Es ist wichtig, dass jeder versteht, dass es nicht nur darum geht, ein reines Endprodukt zu haben, sondern auch die eigene Gesundheit zu schützen.

Bei der Erstellung dieser Konzepte bin ich sehr genau und pingelig. Ich entwickle Fragebögen und Dokumentationen, die täglich ausgefüllt und unterschrieben werden müssen. Diese Maßnahmen helfen, die Einhaltung der Hygienestandards zu gewährleisten und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Cannanas: Welche Hygienemaßnahmen haben sich als besonders effektiv erwiesen, und bei welchen Punkten seid ihr auf den meisten Widerstand gestoßen?

Michaela: Definitiv haben die wenigsten die Hygiene wirklich auf dem Schirm. Wir hatten einen Workshop bei uns, bei dem wir ein spezielles Mittel benutzt haben, um zu zeigen, wie man richtig die Hände wäscht und desinfiziert. Wir haben dabei ein Blaulichtbuch benutzt, um die Bereiche der Hände sichtbar zu machen, die oft übersehen werden. Ein junger Mann meinte, er bräuchte das nicht, weil er aus dem Bereich kommt, aber ich habe ihn trotzdem überzeugt, es auszuprobieren. Er war überrascht, wie viele Bereiche er tatsächlich übersehen hatte.

Wenn man bedenkt, dass wir uns 400–800-mal am Tag, für durchschnittlich 1,3 Sekunden, unbewusst ins Gesicht fassen, und dabei beispielsweise einen Pilz von einem gerissenen Handschuh ins Auge reiben könnten, wird klar, wie wichtig die Händehygiene ist. Diese Erkenntnis ist für mich eine der wichtigsten Hygienemaßnahmen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Schutzkleidung. Sie bildet die Basis für alle Hygienemaßnahmen. Es gibt immer Leute, die denken, sie bräuchten keine Schutzkleidung oder dass sie schon genug über Hygiene wissen. Diese Einstellung führt oft zu Widerstand. Einige meinen, dass sie gesund sind und die Pflanzen auch, und dass daher keine Schutzkleidung nötig sei.

Insgesamt würde ich mir wünschen, dass die Mitglieder und alle Beteiligten die Wichtigkeit der Hygienemaßnahmen erkennen und aktiv umsetzen. Nur so können wir sicherstellen, dass sowohl die Mitarbeiter als auch die Pflanzen geschützt sind und wir ein qualitativ hochwertiges Endprodukt erzielen.

Cannanas: Abschließend, Michaela, wie siehst du die zukünftige Entwicklung der Cannabislegalisierung in Deutschland? Was würdest du dir von der Politik und der Gesellschaft wünschen, um die Arbeit von Cannabis Social Clubs (mit Fokus auf Präventionsarbeit) zu unterstützen und weiter voranzubringen?

Michaela: Also, wünschen würde ich mir tatsächlich, dass die Unterstützung für die Clubs schneller kommt, weil die bürokratischen Mühlen wirklich langsam mahlen. Wir haben schon überlegt, ob man vielleicht eine Akademie gründen kann, um dort Schulungen anzubieten.

Das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis ist zwar da und ist schneller gekommen, als manche gedacht haben, aber es fehlen die ganzen Nebenprodukte und die Unterstützung, die es geben soll. Es muss ein Team aufgebaut werden, das die Clubs, die Kommunen, die Städte, die Polizei und alle sozialen Einrichtungen und Drogenhilfen unterstützt. Diese haben bisher keinen Plan an die Hand bekommen und wurden nicht ausreichend einbezogen.

Ich würde mir einfach mehr Offenheit, schnellere Reaktionen und schnellere Hilfe von der Politik und der Gesellschaft wünschen. Es gibt viele Fragen und bisher zu wenig Antworten. Es muss mehr getan werden, um sicherzustellen, dass die Legalisierung nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch praktisch und effektiv umgesetzt wird.

An die Community möchte ich sagen: Kommt immer gerne auf mich zu, egal wer ihr seid. Ich bin offen für alles und unterstütze immer wieder gerne. Wenn jemand in der Öffentlichkeit, der nicht so in der Community ist, das hört, würde ich mir wünschen, dass ihr eure Ängste und Sorgen ansprecht. Kommt auf mich oder uns als Club zu. Wir möchten etwas bewirken. Wir legen großen Wert auf Prävention und wünschen uns einfach, dass die Gesellschaft offener wird. Es gibt so viele Menschen, die rauchen, Alkohol trinken oder Energy Drinks, das wird öffentlich zu sich genommen und keiner schert sich drum. Wir möchten Cannabis nutzen, um positive Veränderungen zu bewirken und diesen Weg verantwortungsvoll zu gehen.

Cannanas: Vielen Dank für das nette Gespräch und die spannenden Infos. Das wird sicher einige Clubs mehr für dieses Themen sensibilisieren.

Michaela: Vielen Dank!

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